01. Mai 1997 in Ahaus Maifest gegen Atommüll |
Wenige Tage, nachdem der atomare Wahnsinn in Form eines Castor-Sechserpacks ins Zwischenlager Gorleben durchgeknüppelt war, besaß das Gemeinschaftskraftwerk Neckarwestheim die Dreistigkeit, einen weiteren Castortransport anzukündigen, diesmal allerdings nach Ahaus, wohl in der Hoffnung, daß der Widerstand dort gering sei und die WendländerInnen dem St.-Florians-Prinzip huldigen würden. Doch Politik und Atomwirtschaft haben sich in ihrem Kalkül gründlich verrechnet, denn die Reaktion aus dem Wendland und auch aus anderen Regionen Deutschlands kam prompt und deutlich in der Mitteilung, daß man den Widerstand gegen Atomtransporte nicht gegeneinander ausspielen kann: Gorleben sei eben überall, auch in Ahaus! So durfte man sehr gespannt sein, welche bundesweite Resonanz der Aktions- und Protesttag am 1. Mai in Ahaus finden würde. Nun, der Auftakt ist gelungen: 1500 TeilnehmerInnen wurden gezählt. Viele kamen mit Bussen aus dem Wendland, aus Lüneburg, Hamburg und anderen Orten. Diese Zahl muß man auch würdigen vor dem Hintergrund, daß viele im Widerstand Aktive auch in anderen sozialen Bewegungen tätig sind und somit an "ihrer" Maidemonstration zu Hause teilgenommen haben. |
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Ein ermutigender Auftakt: Nach dem Vorbild der "Bäuerlichen Notgemeinschaft" im Wendland machten diesmal auch in diesem eher konservativen Landstrich etliche Landwirte ihre Trecker mobil und beteiligten sich an der Demonstration. |
Jeder einzelne Trecker wird von den DemonstrantInnen mit großem Applaus begrüßt. |
Hier macht sich der Demonstrationszug auf den Weg von der Festwiese zum Zwischenlager. Deutlich zu erkennen ist die zahlreiche Präsenz von TeilnehmerInnen aus dem Wendland. |
Der Demonstrationszug auf der Straße zum Zwischenlager. |
Vor dem Tor zum Zwischenlager wird ein Mahnkreuz aufgestellt. Es zeigt einen geflochtenen Ring mit der sich wiederholenden Aufschrift: ENDLOS-LAGER ENDLOS-ANGST ENDLOS-WIDERSTAND |
Vor dem Tor zum Zwischenlager versammelten sich schließlich etwa 1500 DemonstrantInnen , um die Ahauser in ihrem Widerstand zu unterstützen. |
In verschiedenen Redebeiträgen wurde besonders die Atompolitik der Bundesregierung kritisiert mit der Drohung, daß sich der Bundeskanzler auf einen heißen Herbst einstellen müsse, falls künftig hochaktiver Atommüll in Ahaus zwischengelagert werden solle. Hier spricht gerade ein Kohle-Kumpel aus dem Ruhrgebiet, der sich für die gezeigte Solidarität mit den Anliegen der Bergleute bedankte. |
Den Höhepunkt der Ansprachen bildete die von den beiden Bürgerinitiativen Ahaus und Lüchow-Dannenberg verkündete Partnerschaft zwischen Ahaus und Gorleben. Hier wird gerade eine Tafel gezeigt, welche diese Partnerschaft symbolisch darstellt. Damit wurde wohl endgültig besiegelt, daß es kein St-Florians-Prinzip im Atomwiderstand geben wird und Politik und Atomwirtschaft mit bundesweiter aktiver Solidarisierung rechnen müssen. |
Kabarettistischer "Import" aus dem Wendland: Ein "Bullizist" demonstriert vor seinen "Kollegen" den Knüppeleinsatz. Man beachte in seiner linken Hand das vor dem Einsatz herausgenommene Gehirn. |
Eine Tradition aus dem Wendland wird auch hier praktiziert: DemonstrantInnen besetzen das Gleis zum Zwischenlager und "prüfen" Schienen und Gleisbett auf ihren Zustand. |
Auf diesem Volksfest gab es natürlich auch viele Aktivitäten für Kinder: Hier lassen sie Luftballons steigen wie Hoffnungen: "Kein Atommüll nach Ahaus!" |
zuerst veröffentlicht am 08.05.97 bei bildzeichen

© Gisela und Joachim Petersen