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// Widerstand gegen Atomanlagen

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Castor 2001
Spontan-Kundgebung in Gorleben anläßlich eines defekten Castor-Behälters am 08.04.01



Etwa 400 Menschen haben am frühen Sonntagnachmittag kurzfristig vor dem Zwischenlager in Gorleben demonstriert. Anlaß war ein bekanntgewordener Störfall bei der Einlagerung der sechs Castor-Behälter im Zwischenlager Gorleben am 2. April. Einer dieser Behälter blies beim Aufstellen warme Luft ab. Nach Ansicht der Betreiberfirma BLG soll die Ursache hierfür in einer zu fest angeschraubten Bodenplatte gelegen haben, welche ein kontinuierliches Entweichen der erwärmten Luft verhinderte. Dementsprechend wurde dieser Vorfall vom niedersächsischen Umweltministerium als harmlos eingestuft.

Die BI-Lüchow-Dannenberg bezweifelt diese Version. Nach Ansicht von Udo Jentzsch von der Fachgruppe "Radioaktivität" ist bei den verwendeten Castor-Behältern das Ausdehnungsverhalten der Moderatorenstäbe falsch berechnet worden, so daß der Behälterboden durch die Wärmelast einem enormen Druck ausgesetzt war. Man könne deshalb nur von Glück sagen, so der BI-Sprecher Wolfgang Ehmke, daß der Behälter keinen Belastungen wie bei einem Aufprall ausgesetzt gewesen sei denn der Druckaufbau bei den Bohrungen in der Behälterwand führe zur mechanischen Instabilität.

Das war denn auch mehr als Grund genug, um wenige Tage nach den Castor-Protesten erneut zu einer diesmal sehr spontanen Demo zu mobilisieren. 30 Trecker hatten sich ebenfalls aufgemacht, um die Straße am Zwischenlager zu blockieren. Herrlicher Sonnenschein versprach ein friedliches Stelldichein der AtomkraftgegnerInnen. Dieses wurde allerdings getrübt, als Polizisten eine Aktion zu verhindern suchten, bei der ein symbolischer Strahlenschutzwall aus Sandsäcken vor der Einfahrt zum Zwischenlager errichtet werden sollte. Bei einer Rangelei auf dem Anhänger, welcher die Säcke transportierte, fesselten Polizisten drei Menschen mit den Händen auf dem Rücken, um sie in Gewahrsam zu nehmen. Unter ihnen befand sich auch eine 56-jährige Frau. Allerdings ließ sich letzteres Ansinnen wegen der großen, energisch protestierenden Menschenmenge nicht durchführen. So wurden dann nach ca. einer viertel Stunde den Dreien die Fesseln wieder abgenommen und ihnen nach Personalienfeststellung ein Platzverweis erteilt, der sich auf den Hänger mit den Säcken bezog.

Nach dieser Störung konnte dann die Kundgebung stattfinden, mit Redebeiträgen von Wolfgang Ehmke, Udo Jentzsch und abschließend Lilo Wollny, dem "Urgestein" der Anti-Atom-Bewegung im Wendland. Sie hatte sich entgegen ihrer ursprünglichen Absicht nach dem Vorfall mit der Polizei zu einem spontanen Redebeitrag entschlossen. Im Zentrum der Kritik der beiden Redner standen natürlich die Castor-Transporte als Voraussetzung für den weiteren Betrieb der Atomkraftwerke. Dabei sei es den Politikern egal, ob die Transporte sicher seien oder nicht. Die Möglichkeit eines Störfalls wie dem vorliegenden sei dem Bundesamt für Strahlenschutz bekannt gewesen. Trotzdem sei der Transport durchgeführt worden.
Natürlich wurde auch ein Solidaritätsgruß nach Philippsburg ausgesprochen mit dem Appell an alle Anwesenden, sich auch am dortigen Widerstand gegen den anstehenden Castor-Transport nach La Hague zu beteiligen.

Im Anschluß an die Kundgebung fand dann doch noch der symbolische Aufbau des Strahlenschutzwalls aus den konfliktträchtigen Sandsäcken statt. Hinterher wurden diese dann wieder aufgeladen und eine beeindruckende Protestveranstaltung hatte ihr Ende gefunden.

Dem Leiter der eingesetzten Polizeieinheit (Hannover) mit zum Teil sehr jungen und offensichtlich unerfahrenen PolizistInnen sollte allerdings dringend Nachhilfeunterricht in Sachen Deeskalationstrategien erteilt werden. Das zum Teil rüde Verhalten der Polizei auf und um den Anhänger herum war dem Bild der Polizei in der Öffentlichkeit wieder einmal mehr abträglich! (09.04.01)
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Wir weisen in diesem Zusammenhang ausdrücklich auf unser Copyright hin.


1: Stelldichein im Sonnenschein


2: Ein Sack polizeilichen Anstoßes


3: Fesselung auf dem Anhänger


4: Lilo Wollny protestiert energisch


5: Kundgebung


6: Na endlich! Säcke abwärts!


7: Von Hand zu Hand


8: "Strahlenschutzwall"


9: Na das sieht doch gut aus?!