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Aktion "Klangschiene" gegen Atomkraft und für erneuerbare Energien

Sich Gehör verschaffen wollten die "Lüneburger Schrotttrommler" am 19.11.05 in Wendisch Evern, einem Ort in der Nähe von Lüneburg. Eingeladen hatte eine Gruppe engagierter BürgerInnen, die gegen den unmittelbar bevorstehenden Castortransport und gegen einen Rückfall in die alte Atompolitik sowie für zeitgemäße, regenerative Energie demonstrieren wollte.

Die Sonne, die zu Beginn der Veranstaltung schon tief am Himmel stand, sollte an diesem Abend hier einen ihrer lautesten Untergänge erleben.

Etwa 80 BesucherInnen - groß und klein, jung und alt - viele von ihnen hatten sich Töpfe, Pfannen, Dosen, Schüsseln... zum Trommeln mitgebracht, versammelten sich gemeinsam mit den "Schrotttrommlern" auf einem Platz unweit des Bahngleises, auf dem am nächsten Tag der Castortransportzug von La Hague nach Gorleben rollen sollte. Die lautstarke und feinsinnig gestaltete Aktion parallel zum Bahngleis war die erste ihrer Art.

Zur Straße hin umgeben von vielen Polizeimannschaftswagen wurde die Versammlung von Polizei und Staatsschutz überwacht, doch nicht behindert. Kein Wunder: Als die TrommlerInnen mit ihren wirbelnden Trommelschlägen in packenden Rythmen das Holz der Trommelstäbe auf rostigen Fässern und auf dickbauchigen blauen Plastiktonnen fast splittern ließen, kam das einer Austreibung von bösen Geistern gleich, und die Beamten taten gut daran, in ihren warmen Mannschaftswagen zu sitzen und die eigenen Trommelfelle zu schützen. Ein Streckenkontrollhubschrauber überflog den Versammlungsort nur ein einziges Mal.

Die "Schrotttrommler" lebten die ganze Palette ihrer Ausdrucksmöglichkeiten aus: vom Trommeldialog im Schlagabtausch über faszinierende Soloeinlagen bis hin zum beeindruckenden Zusammenschluß aller Mitwikenden, eben ein Schlagstockeinsatz der besonderen Art, ein Trommeleinsatz mit Mimik und Gestik, von Befindlichkeit zeugend, wortlos, von allen verstanden.

Damit sich schließlich alle Anwesenden mit ihren mitgebrachten Trommelmöglichkeiten oder durch einfaches Händeklatschen ebenfalls wirkungsvoll Gehör verschaffen konnten, wurde ein großer Menschenkreis gebildet, von dessen Mitte aus Jörg Schwieger ,der Leiter der "Schrotttrommler", den Umstehenden sehr geschickt die Grundregeln der Trommelzeichensprache vermittelte, die einer seiner Trommler vorführte. Das alles geschah nur in wenigen Augenblicken. Das Ergebnis der nachfolgenden gemeinsamen Trommelprobe war verblüffend: "Jeder Mensch ist ein Trommler", würde J. Beuys wohl gesagt haben, wäre er Zeuge dieser Aktion gewesen.

Der Kreis begann sogar zu schwingen. Die Trommler reagierten auf das aus der Kreismitte heraus gegebene entsprechende Zeichen, welches bedeutete, den Trommelton wie eine Botschaft von einem zum anderen weiterzugeben. So bewegte sich der Klang je nach Zeichen laut oder leise, schnell oder langsam ununterbrochen im Kreise. Es gab von Jörg Schwieger verdientes Lob für alle.

Nun folgte der zweite Aktionsteil: Aus dem Kreis wurde eine Gerade. Die Menschen gingen auseinander und stellten sich mit ihren Trommeln zweireihig auf dem zum Gleis parallel verlaufenden Weg an der Bahnböschung auf.

Die Formation stellte eine lange Klangschiene dar, worauf sich ein Trommelklang entlangbewegen sollte, laut oder leise, schnell oder langsam, je nach Handzeichen von Jörg Schwieger. Dieser mußte sich nun selber in Bewegung setzen, und auf der Schiene an allen Aktionsteilnehmern vorbeilaufen, um von allen zeichengebend wahrgenommen zu werden. So ging oder lief er die Schiene klangauslösend immer wieder hin und her.

Es war mittlerweile dunkel geworden. In der Reihe der Aktionsteilnehmer trugen einige brennende Fackeln, und zündeten damit weitere Fackeln an. In Frankreich stand der Start des Castortransportzuges bevor, in Wendisch Evern löste sich die Klangschiene auf. Alles war trommelnd gesagt worden, lautstark und still zugleich, in der Hoffnung, Gehör zu finden.

Zurück blieb auf der anderen Seite des Gleises ein mehrere Meter hohes, von Strahlern hell erleuchtetes gelbes X in einer Wiese.



Informationen über die "Schrotttrommler" gibt es unter www.trommeltraum.de


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