Da sind also unsere AktionistInnen, die nicht aufgesteckt hatten,
während ihres Hungerstreiks nachts im Zelt bei minus vier Grad vor dem
Finanzamt Lüneburg, das ihnen die Gemeinnützigkeit aberkannt hatte.
Nennen wir das Ganze doch einfach Kunst! Ein Künstler ist
nach Joseph Beuys jemand, der etwas aus Freiheit heraus tut, also
selbstbestimmt handelt aus freier Überzeugung, und damit sozial
verantwortlich und sozial formend tätig wird. Selbstbestimmtes Handeln
hatte sich im vorliegenden Falle als Aktion manifestiert mit dem Ziele,
einen ungerechten und willkürlichen Behördenakt, man darf hierzu getrost
auch Racheakt sagen, rückgängig zu machen. In Zeiten, wo Politik und
ausführende Verwaltung unter dem Hinweis auf scheinbar unabänderliche
Systemzwänge (z.B. Wirtschaft, Globalisierung) Konformität und Legalität
einfordern wollen, wird demokratischer Widerstand gegen derartige
Scheinlegitimationen, hinter denen sich drahtziehend die geballten
Wirtschaftsmächte verbergen, immer notwendiger, wenn wir überhaupt noch
etwas von dieser Schöpfung retten wollen. So freuen wir uns über unsere
AktionistInnen, die mit sehr viel persönlichem Einsatz und Risiko immer
wieder Bewegung in unser aller erstarrtes politisches Bewußtsein tragen
und träumen mit utopistischer Hingabe von wahrhaft demokratischen Zeiten,
wo in deutschen Amts- und Politikerstuben das Wort von Beuys Wirklichkeit
wird: "... wer nicht denken will fliegt raus!" (1)
Weitere Aktionen des Lüneburger
Bündnis gegen Gen
(1) Multiples von Joseph Beuys aus: Joseph Beuys "Mit dummen Fragen
fängt jede Revolution an", herausgegeben von Klaus Staeck, Göttingen 1996,
Steidl Verlag, ISBN 3-88243-446-5.
Als weiterführende Literatur zu Beuys empfehlen wir u.a.: Johannes
Stüttgen, Zeitstau - Im Kraftfeld des erweiterten Kunstbegriffes von
Joseph Beuys, Wangen/Allgäu 1998, FIU-Verlag, ISBN3-928780-22-0.
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