bildzeichen
bildzeichen / Medienprojekt
13.01.99

Nennen wir das Ganze doch einfach Kunst!

Da sind also unsere AktionistInnen, die nicht aufgesteckt hatten, während ihres Hungerstreiks nachts im Zelt bei minus vier Grad vor dem Finanzamt Lüneburg, das ihnen die Gemeinnützigkeit aberkannt hatte. Nennen wir das Ganze doch einfach Kunst! Ein Künstler ist nach Joseph Beuys jemand, der etwas aus Freiheit heraus tut, also selbstbestimmt handelt aus freier Überzeugung, und damit sozial verantwortlich und sozial formend tätig wird. Selbstbestimmtes Handeln hatte sich im vorliegenden Falle als Aktion manifestiert mit dem Ziele, einen ungerechten und willkürlichen Behördenakt, man darf hierzu getrost auch Racheakt sagen, rückgängig zu machen. In Zeiten, wo Politik und ausführende Verwaltung unter dem Hinweis auf scheinbar unabänderliche Systemzwänge (z.B. Wirtschaft, Globalisierung) Konformität und Legalität einfordern wollen, wird demokratischer Widerstand gegen derartige Scheinlegitimationen, hinter denen sich drahtziehend die geballten Wirtschaftsmächte verbergen, immer notwendiger, wenn wir überhaupt noch etwas von dieser Schöpfung retten wollen. So freuen wir uns über unsere AktionistInnen, die mit sehr viel persönlichem Einsatz und Risiko immer wieder Bewegung in unser aller erstarrtes politisches Bewußtsein tragen und träumen mit utopistischer Hingabe von wahrhaft demokratischen Zeiten, wo in deutschen Amts- und Politikerstuben das Wort von Beuys Wirklichkeit wird: "... wer nicht denken will fliegt raus!" (1)

Weitere Aktionen des Lüneburger Bündnis gegen Gen

(1) Multiples von Joseph Beuys aus: Joseph Beuys "Mit dummen Fragen fängt jede Revolution an", herausgegeben von Klaus Staeck, Göttingen 1996, Steidl Verlag, ISBN 3-88243-446-5.

Als weiterführende Literatur zu Beuys empfehlen wir u.a.: Johannes Stüttgen, Zeitstau - Im Kraftfeld des erweiterten Kunstbegriffes von Joseph Beuys, Wangen/Allgäu 1998, FIU-Verlag, ISBN3-928780-22-0.

Startseite

Copyright 1999 by Gisela & Joachim Petersen