02.08.98
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Staffellauf gegen Freilandversuche mit gentechnisch manipulierten Pflanzen
Cirka 50 LäuferInnen beteiligten sich an dem Staffellauf, der in mehreren Etappen von Suderburg bei Uelzen nach Amelinghausen führte. Initiiert vom Lüneburger Bündnis gegen GEN sollte dieser Lauf die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf den bereits erfolgten Anbau von gentechnisch veränderten Zuckerrüben bei Suderburg und den geplanten Gen-Raps-Anbau in Etzen bei Amelinghausen lenken und ein deutliches Protestsignal sein. Die LäuferInnen, alle in gelben T-Shirts mit der Aufschrift "Fit ohne GenTec", wurden auf der 65,8 km langen Strecke von 30 RadfahrerInnen begleitet. Unter diesen war auch Hans Jürgen Klein, Landtagsabgeordneter der Grünen. Zu einer Verzögerung des etwa sechsstündigen Laufes kam es gleich zu Beginn in Suderburg, als ein Landwirt, der Besitzer des dortigen Versuchsfeldes, mit seinem Mähdrescher eine öffentliche Straße blockierte. Seine Frau, Bürgermeisterin von Suderburg, verteidigte den Protest ihres Mannes in etwa mit den Worten: "Dieser Versuch wird unter rechtsstaatlichen und demokratischen Bedingungen durchgeführt. Ich verstehe nicht, was die Proteste der Gentechnik-Gegner jetzt noch sollen!"
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Das Robert-Koch-Institut ist die Genehmigungsbehörde für Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen. Es ist dem Bundesgesundheitsministerium angegliedert. Einem Antrag auf einen Freilandversuch folgen Prüfungen, Verfahren und Anhörungen der Öffentlichkeit. Das ist im Gentechnikgesetz so geregelt. Ist allerdings die Genehmigung für einen Versuch erteilt, so müssen weitere Freisetzungen an beliebigen Orten nur noch nachgemeldet werden. Dieses hat die EU-Kommission entschieden. Die für Amelinghausen/Etzen erteilte Genehmigung ist nun gewissermaßen ein "Freibrief" für AgrEvo, die jetzt bundesweit weitere Freisetzungen von genmaipuliertem Raps vornehmen kann und diese lediglich nachmelden muß. Allerdings hat unlängst das Berliner Oberverwaltungsgericht diese Nachmeldungspraxis bezüglich ihrer Rechtmäßigkeit in Zweifel gezogen: "Die Praxis des Robert-Koch-Instituts entspricht nicht dem Gentechnikgesetz. Für ein derartiges, vereinfachtes Verfahren, bei dem hinsichtlich der Freilandversuche an den nachgemeldeten Standorten keine weitere Anhörung der Öffentlichkeit stattfindet, fehlt es der erforderlichen Rechtsgrundlage in Form einer Rechtsverordnung der Bundesregierung." (Az.: OVG 2S 9.97, veröffentlicht am 30.07.98.) Damit stehen 175 von 277 Freisetzungsversuchen in Deutschland auf einer sehr fragwürdigen Rechtsgrundlage! (J.P.)
Lüneburger Bündnis gegen Gen informiert: Genug geGENt - Wir laufen gegenan! Die Demokratie rückt immer weiter von den Bürgern und Bürgerinnen weg: Die Bewohner von Suderburg (Landkreis Uelzen) erfuhren es im April aus der Zeitung. Die Firma Hoechst Schering AgrEvo aus Berlin hat ihnen gentechnisch veränderte Zuckerrüben vor der Tür ausgesät. Kein Genehmigungsverfahren, wo sie einbezogen wurden, keine frühzeitige Informationsveranstaltung! Die Bürger und Bürgerinnen aus Amelinghausen (Landkreis Lüneburg) hatten da mehr Glück: In der etwa 50 km entfernten Gemeinde startet dieselbe Firma im August eine 10jährige Versuchsreihe mit gentechnisch verändertem Winterraps. Diesen muß sie von Grund auf genehmigen lassen. Nur dadurch haben die Menschen aus Amelinghausen und aus ganz Deutschland die Möglichkeit, Einwendungen gegen diesen Versuch zu erheben. Aus ganz Deutschland deshalb, weil mit der Genehmigung für das Versuchsfeld in Amelinghausen eine Fläche von rund 87.000 m² mitgenehmigt wird, die sich über ganz Deutschland verteilen kann! Der Segen der Gentechnik Die Gentechnik wird zurecht von fast 90% der deutschen Bevölkerung abgelehnt: Schäden für die Artenvielfalt im Bereich der Flora und Fauna zeichnen sich schon heute in starkem Maße ab, ein regelrechter "Gensmog" wird zu einem lebensbedrohlichen Roulette für Allergiker, Kranke und Kinder, und für die Landwirtschaft bringt dies nur einen kurzen Segen; denn die langfristigen Folgen sind Arbeitsplatzabbau, Industrialisierung und Abhängigkeit von den Agrar-Firmen. Auch für die sog. Dritte Welt sind die Folgen ähnlich. Letztendlich ist das von der Industrie heraufbeschworene Welternährungsproblem vielmehr ein Verteilungsproblem! Auch in diesem Bereich ließen sich zahlreiche haarsträubende Fakten aufzählen, die den angeblichen Segen der Gentechnik ziemlich schnell erblassen lassen. Amelinghausen wacht auf! In Amelinghausen wurden die Menschen aktiv. Es gründete sich gleich nach Bekanntwerden des dort geplanten Versuches eine örtliche BürgerInneninitiative (Rapsodie - BI für gentechnikfreie Lebensmittel) und wenig später das überregionale Bündnis gegen Gen. Der Widerstand wird vor Ort von zahlreichen Initiativen und Einzelpersonen unterstützt. Zum Beispiel wurde Anfang Juni eine Anzeige der BI mit über 300 UnterzeichnerInnen in der lokalen Tageszeitung veröffentlicht und ein Aktionstag am Versuchsfeld mit Andacht und Pflanzung eines Apfelbäumchens durchgeführt. Über 150 Einwendungen wurden bereits gegen diesen Versuch aus der Bevölkerung gesammelt.
Lüneburger Bündnis gegen Gen Aktionstag gegen Gen-Raps in Amelinghausen vom 13.07.98
Demonstration gegen Gen-Raps während der Auftaktfeier zum Amelinghausener Heideblütenfest am 15.08.98 Gen-Raps-Feld bei Amelinghausen besetzt! |
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