Am 3. Mai 1980 zog ein Zug von KernkraftgegnerInnen von Trebel aus in den Gorlebener Wald, wo die Tiefbohrung 1004 geplant war und besetzte das Gelände. Im Zuge der Besetzung wurde ein Hüttendorf gebaut, und es entwickelte sich dort eine Insel der Utopien von einem alternativen Leben ohne atomare Bedrohung. Am 4. Juni 1980 rückte eine martialisch ausgerüstete Polizeiarmada an und bereitete diesem Zukunftsprojekt zunächst ein jähes und schmerzhaftes Ende. Doch die Politik hatte die widerständigen Menschen gründlich unterschätzt: "Turm und Dorf könnt ihr zerstören, aber nicht unsere KRAFT, die es schuf!"


So stand der 4. Juni 2010 zunächst im Zeichen der Erinnerungen: Am Freundschaftshaus der Bäuerlichen Notgemeinschaft wurde Richtfest gefeiert. Besonders anrührend war der Moment, als Ulrich Helmke von der Bäuerlichen Notgemeinschaft das Haus auf den Namen "Undine-von-Blottnitz-Hütte" taufte. Später lasen dann Christa Tornow und Wolfgang Kaven in verteilten Rollen aus Aufzeichnungen von der damaligen Besetzung und Räumung. Die Lesung war durch die authentischen Texte und die einfühlende Rhetorik der Beiden ergreifend und sicherte über 1 1/2 Stunden die gebannte Aufmerksamkeit der ZuhörerInnen.

Ein weiterer Höhepunkt war am Abend das Gespräch mit Zeitzeugen auf dem Podium im Gasthaus Wiese in Gedelitz: Walter Bossmann, Rebecca Harms, Gabi Haars und Wolf Römmig standen als Mitglieder des SprecherInnenrats des Hüttendorfs damals im Zentrum des Geschehens. Es gelang ihnen im Gespräch, die Bedeutung des damaligen Hüttendorfes und die dort gemeinsam - oft in nächtelangen Diskussionen - erarbeitete Widerstandskultur für die heutige Widerstandsbewegung deutlich zu machen. Und so fokussierte sich das Gespräch zusammen mit den ZuhörerInnen im Saal auf die Frage, wie es denn mit dem Widerstand weitergehen solle; denn der nächste Castortransport stehe im November vor der Tür.

Der 5. Juni stand ganz im Zeichen der Umzingelung des skandalträchtigen "Schwarzbaus", wie das Erkundungsbergwerk in Gorleben genannt wird. In verschiedenen Redebeiträgen wurde deutlich, dass die kommende Zeit eine Entscheidung für oder gegen Gorleben bringen werde und dass die Chancen groß seien, durch entschiedenen Widerstand das hiesige Endlagerprojekt zu Fall zubringen. Die vergangenen Anti-Atom-Aktionen mit überwältigenden Teilnehmerzahlen - allein 150000 am 24. April - berechtigten jedenfalls zu großem Optimismus.

Die Umzingelung selbst hatte - wie häufig in Gorleben - die Züge eines Volksfestes. Aufgrund der Weitläufigkeit des Demonstrationsweges und zeitlich versetzt aufbrechender Teilnehmergruppen läßt sich die Zahl der Umzingelungs-demonstrantInnen nur ungenau schätzen. Von 800 zu sprechen scheint realitätsnah zu sein. Leider gab es einige Behinderungen im Ablauf durch die Polizei und Rangeleien, die durchaus vermeidbar gewesen wären, hätte sich die Polizei stärker um Deeskalation bemüht.

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