Man muss als AktivistIn dabei gewesen sein, um zu wissen, was es heißt, von mittags bis in die frühen Morgenstunden des nächsten Tages in Decken und Rettungsplanen gehüllt, auf mitgebrachten Strohsäcken und Isomatten im Gleis zu sitzen, zu liegen, bei nächtlichem Frost auszuharren bis zur polizeilichen Räumung, nicht wissend, welche Gangart die Polizei wählen wird, um den Castortransport ans Ziel bringen zu können. Es war die größte Gleisblockade, die das Wendland je gesehen hat.

 

 

Aber diese Menschen halten die Strapazen aus, denn mit dem Nein in ihren Köpfen und Herzen zur Atomkraft und zum Castormülltransport, Nein zum Endlager Gorleben und dreimal Nein zur Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken wächst ihre Kraft und Entschlossenheit im gemeinsamen Widerstand von 5000 Gleichgesinnten. Protestlieder singend, oftmals instrumental begleitet und insgesamt in guter Stimmung verbrachten sie die langen Stunden im Gleis. Warme Getränke, Suppe, Brotscheiben, Kisten mit Bananen und Äpfeln, von unermüdlichen Helfer gebracht, sorgten auch für körperliches Wohlbefinden.

Vor der Räumung der Blockade bat der Einsatzleiter die DemonstrantInnen, durch kooperatives Verhalten die Räumung zu erleichtern. Er wies darauf hin, dass bei Klammern und Festhalten schmerzhafte Zugriffe nötig seien. Die meisten GleisbesetzerInnen ließen sich einfach passiv forttragen. Einzelne leisteten Widerstand und wurden entsprechend härter behandelt. Das Wegtragen über viele hundert Meter im unwegsamen Rand des Gleisbettes bedeutete für die PolizistInnen eine hohe körperliche Anstrengung und Erschöpfung, die auch in Einzelfällen zu Überreaktionen führte.

Auf einer angrenzenden Wiese hatte die Polizei aus hunderten dicht zusammen gestellten Fahrzeugen eine Gefangenensammelstelle eingerichtet, wohin die GleisblockierInnen gebracht wurden. Dort mussten sie im Freien, nur mit einer Decke geschützt,  bei Minustemperaturen ausharren, bis der Castortransport Harlingen passiert hatte.

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